140/90 mmHg bleibt der Schwellenwert für behandlungsbedürftigen Bluthochdruck

Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) hat auf ihrem diesjährigen Kongress in München neue Leitlinien für die Behandlung von Bluthochdruck vorgestellt. Solche Leitlinien sind wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für eine angemessene ärztliche Vorgehensweise bei speziellen gesundheitlichen Problemen und stellen den aktuellen Konsens der Experten dar.

Als Behandlungsziel einer Therapie bei Bluthochdruck (Hypertonie) gilt wie bisher grundsätzlich eine Senkung auf unter 140/90 mmHg. Damit ist der beim Arzt gemessene Blutdruck gemeint, der für gewöhnlich etwas höher als bei der Messung zu Hause liegt.
Dieser Schwellenwert entsprich einem Blutdruck >= 130/80 mmHg bei einer 24h Langzeitmessung oder einem in heimischer Umgebung gemessenen Mittelwert von >= 135/85 mmHg.

Bluthochdruck Hypertonie Schwellenwert 140/90 mmHg Kardiologen Berlin

Klassifizierung des beim Arzt gemessenen Blutdrucks und Definitionen des Bluthochdruck-Grades:

Kategorie Systolisch (mmHg)   Diastolisch (mmHg)
Optimal <120 und <80
Normal 120–129 und/oder 80–84
Hoch normal 130–139 und/oder 85–89
Grad-1-Hypertonie 140–159 und/oder 90–99
Grad-2-Hypertonie 160–179 und/oder 100–109
Grad-3-Hypertonie ≥180 und/oder ≥110
Isolierte systolische Hypertonie ≥140 und <90

Erstmals wird auch zu einem unteren Grenzwert Stellung genommen. Hiernach ist ein Zielwert unter 120 mmHg für keinen Patienten zweckmäßig, da hier die Risiken den potentiellen Nutzen überwiegen.
Als Faustformel ergibt sich also ein Korridor von 120-140 für einen gesunden systolischen Blutdruckwert.

Damit unterscheidet sich die Empfehlung der europäischen Kollegen von jener der amerikanischen Leitlinie, die bereits einen Grenzwert von 130/80 für eine Behandlungsbedürftigkeit des Blutdrucks vorsieht.

Dass Bluthochdruck behandelt werden sollte ist im übrigen unbestritten. Er ist nachweislich ein großer Risikofaktor für Schlaganfälle, Herzschwäche, Vorhofflimmern oder auch ein Nierenversagen.

 

Abstufung der Behndlungsbedürftigkeit nach Alter

Je nach Alter und Vorerkrankungen wird der grundsätzliche Schwellenwert noch etwas differenziert. Bei älteren Patienten (über 80 Jahre) werden höhere Blutdruckwerte bis zu 160 mmHg akzeptiert. Hierbei ist immer der Nutzen einer Therapie gegen das altersbedingt erhöhte Risiko unerwünschter Nebenwirkungen abzuwägen.

Für Patienten, die älter als 65 Jahre alt sind, ist ein Schwellenwert von 130-139 mmHg anzustreben, unter 65 Jahren liegt das Ziel bei 120-129 mmHg

Vor allem, wenn aufgrund einer kardiovaskulären Vorerkrankung ein erhöhtes Herz-Kreislaufrisiko besteht, soll bereits bei normalem Blutdruck im oberen Bereich (130-139/85-89 mmHg) medikamentös behandelt werden.

 

 

Neu: Empfehlung für eine Kombinationstherapie von Beginn an

Bisher wurde empfohlen bei der Blutdrucksenkung zunächst mit einem Medikament zu beginnen und dieses bei Bedarf mit einem zweiten oder dritten zu kombinieren.
Die neue Leitlinie empfiehlt nun bereits von Anfang an eine Behandlung mit zwei unterschiedlich wirkenden Substanzen.
Dabei wird auch darauf verwiesen, dass Kombinationspräparate, in denen die unterschiedlichen Wirkstoffe in einer Tablette vorhanden sind, grundsätzlich besser von den Patienten akzeptiert würden und sich damit die Therapietreue erhöhen dürfte.

Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass auch Veränderungen im Lebensstil eine Blutdrucksenkung bewirken können. Damit lässt sich die medikamentöse Therapie herauszögern oder ergänzen.
Dazu gehören die Reduzierung des Salzkonsums, Verringerung des Alkoholkonsums, gesundes Ernährung, sportliche Betätigung und die Vermeidung von Übergewicht.

In unserem Blogartikel erfahren Sie ausführlich, wie Sie zu hohen Blutdruck auch ohne Medikamente senken können.
Erst wenn diese Maßnahmen nicht zum Erfolg führen und der Blutdruck über den relevanten Grenzwert steigt, sollten zusätzlich medikamentöse Blutdrucksenker eingesetzt werden.

 

Weitere Empfehlungen

Im Falle einer Krebserkrankung kann ein vorübergehendes Aussetzen der Krebsbehandlung erwogen werden, wenn sich ein sehr hoher Bluthochdruck auch mit einer Kombinationstherapie nicht ausreichend senken lässt.

Patienten mit erhöhtem Blutdruck sollten einen Aufenthalt in sauerstoffärmeren Regionen oberhalb 4.000 Meter über dem Meeresspiegel (Hochgebirge) möglichst vermeiden.

 

Die gesamte Leitlinie und damit ausführliche Infos finden Sie hier hier:
2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension

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