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Das Altern beeinflussen – wer gesund lebt und Risikofaktoren rechtzeitig erkennt, lebt besser und länger

Montag, Januar 16th, 2012
Länger leben - das Altern beeinflussen.

„Ach, alles trägt man leicht, ist man nur jung, // Nur jung noch und gesund!“ – Annette von Droste-Hülshoff

Für die meisten Menschen wird es irgendwann nach dem 40. Geburtstag zu einem Gedanken und nach dem 50. Geburtstag zu einer Gewissheit: der Alterungsprozess betrifft auch mich persönlich.

Alle Lebewesen unterliegen einem biologischen Alterungsprozess. Alt zu werden und dabei jung zu bleiben ist der Wunsch der meisten Menschen. Der Erhalt der Jugend und  Lebensverlängerung sind uralte Menschheitsträume, die sich in einer Vielzahl mythischer oder religiöser Überlieferungen wiederfinden.

Nun werden wir bereits immer älter: In Mitteleuropa ist die Lebenserwartung seit 1840 etwa um 40 Jahre gewachsen.

Fortschritte der letzten 100 Jahre  in unserem Kulturkreis in Hygiene, Ernährung und Medizin und vor allem Faktoren wie Friedenszeit, gestiegenes Einkommen, höherer Lebensstandard und bessere Ernährungslage lassen uns älter werden, die Lebenserwartung für Männer beträgt inzwischen 77 Jahre und für Frauen 80 Jahre.

Sie können Ihre Lebenserwartung übrigens berechnen:

https://www.medical-tribune.ch/dr-longlife.html

Alterswissenschaftler gehen davon aus, das 120 Jahre in unseren Genen verankert sind – beim Menschen wird der Anteil der genetischen Disposition an der Lebenserwartung auf 20 bis 30 % geschätzt.

Dabei „jung zu bleiben“ ist nicht einfach.

Wohlgemerkt, eine Verlängerung der Lebensspanne erscheint vielen Menschen nur dann als sinnvoll, wenn auch die Lebensqualität für den gewonnenen Zeitraum entsprechend hoch ist. In diesem Zusammenhang ist meist von „gesundem“ oder „erfolgreichem“ Altern die Rede.

Dabei ist Altern  keine Krankheit, sondern ein physiologischer Vorgang.

Allerdings: Viele Erkrankungen treten vor allem im höheren Lebensalter auf.

Die intellektuelle und körperliche Leistungsfähigkeit nimmt bei vielen Menschen mit zunehmendem Alter ab. Pauschal gibt es einen Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit um ca. 1-1.5% pro Jahr ab dem 35. Lebensjahr. Kraft und körperliche Leistungsfähigkeit  spielen eine zentrale Rolle in der Entstehung altersassoziierten Erkrankungen. Durch das Altern bedingte zelluläre und daraus folgende organische Veränderungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an einer Krankheit   zu sterben. Typische Alterskrankheiten sind viele Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Gehirngefäße, Bronchitis, Diabetes mellitus Typ II, Osteoporose, Arthrose und auch Krebs.

Alterskrankheiten sind eine der Hauptursachen, warum die maximale Lebensspanne nur äußerst selten erreicht werden kann.

Durch eine Reihe von Verhaltensregeln, wie beispielsweise gesunde ausgewogene Ernährung, Verzicht auf Tabakkonsum und regelmäßige Bewegung, kann das  Altern beim Menschen minimiert werden.

Fünf Schlüsselfaktoren gelten als besonders bedeutsam:

  1. Rauchen
  2. Adipositas
  3. Bluthochdruck
  4. Diabetes
  5. mangelnde regelmäßige Bewegung.

So liegt die Wahrscheinlichkeit einer 70-jährigen Person, 90 Jahre alt zu werden, zwischen 5 % und 54 %, je nachdem wie günstig oder ungünstig vorstehende Faktoren gegeben sind.

Für EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) wurden 20.244 Männer und Frauen zwischen 45 und 79 Jahren aus der britischen Stadt Norfolk, von denen keine Krebs– oder Herz-Kreislauf-Leiden bekannt waren, befragt und alle Todesfälle bis 2006 registriert.

Auf einem einfachen Fragebogen konnten die Probanden zwischen null und vier Punkte erzielen: Je einen für Nichtrauchen, Sport, moderaten Alkoholkonsum und fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Keinen Punkt in der Kategorie Bewegung bekam etwa, wer einen Bürojob hat und in seiner Freizeit keinen Sport treibt. Der Alkoholkonsum durfte nicht über zwei Gläsern Wein (oder einem halben Liter Bier) pro Tag liegen. Der Obst- und Gemüseanteil an der Ernährung wurde über den Vitamin-C-Spiegel im Blut bestimmt.

In durchschnittlich elf Jahren Nachbeobachtung hatten Probanden mit null Punkten eine viermal so hohe Sterbewahrscheinlichkeit wie Studienteilnehmer mit vier Punkten. Wer nicht raucht, etwas Sport treibt, nur mäßig Alkohol trinkt und täglich 5 Portionen Obst und Gemüse isst, lebte im Durchschnitt 14 Jahre länger als diejenigen, die all dies nicht taten.

Wer konsequent und selbstverantwortlich die wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren und deren Auswirkungen verringert, kann einen Großteil altersbedingter Beschwerden, insbesondere aus dem Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vermeiden oder zumindest die Folgeschäden stark mindern.

Bewegung führt eben nicht nur zu einer besseren Belastbarkeit, regelmäßige Bewegung verhindert Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Regelmäßige Bewegung bremst den Alterungsprozess.

Die Ernährung bringt dann Gesundheit, wenn Vollkornprodukte, frisches Gemüse, Salate, Früchte, fettarme Milchprodukte bevorzugt werden. Wenig Fleisch, eher Fisch, als Fette hauptsächlich Raps- oder Olivenöl gehören zu einer gesunden Kost. Ein moderater Alkoholkonsum(unter 20 g/Tag, entspricht1/8 l Wein oder 0,3 l Bier)kann sich günstig auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Bei höherem Alkoholkonsum hingegen steigt das Risiko für eine Herzerkrankung und Krebs schnell an.

Darüber hinaus kommt es darauf an, Risikofaktoren rechtzeitig zu entdecken, die unbemerkt erheblichen Schaden im Körper anrichten und das Leben verkürzen. Ab 35 sollte als minimale Untersuchungen folgendes  machen:

Kontrolle des Blutdrucks. Zielblutdruck in Ruhe gemessen  unter 140/90 mmHg. Hoher Blutdruck führt unbehandelt im Lauf der Jahre zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen.

 Kontrolle des Cholesterins. Cholesterin bzw. vor allem LDL-Cholesterin. Hohes LDL-Cholesterin schädigt die Gefäße und ist deswegen ein Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. In einem weiteren Blogbeitrag haben wir wichtige Hintergründe zum Verständnis der Cholesterin-Wirkungen und anzustrebender Zielwerte für Sie zusammengetragen.

Kontrolle des Blutzuckers. Diabetes (Norm für den Nüchternblutzucker unter 116 mg/dl und nach den Mahlzeiten unter 160 mg/dl). Jeder, der zuckerkrank ist, ist hoch gefährdet, weil Diabetes alle Organe schädigt.

Ab dem 35. Lebensjahr werden diese Untersuchungen von den Krankenkassen jedes zweite Jahr bezahlt.

Noch genauer  ist die zusätzliche direkte Untersuchung des Herzens, der Organe und der Gefäße mit Ultraschall sowie die Untersuchung einer Reihe weiterer im Blut nachweisbarer Risikofaktoren, insbesondere Lipoprotein a, Homocystein und das sogenannte hochsensitive CRP.

Diese feinen Methoden ermöglichen, nicht auf den Ausbruch einer Erkrankung zu warten, sondern weit im Vorfeld eine riskante Konstellation zu erkennen.

FAZIT: Die Chance, lang zu leben und gesund zu bleiben, hängt zum Großteil vom Lebensstil und dem rechtzeitigen Erkennen von Risikofaktoren ab.

 

Foto: franco lucato / Shutterstock